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Interview mit Christian Eggers

Fahrer: Christian Eggers
Der Eggers Chrisse ... Man könnte fast sagen eine 'Lebende Legende'. Ein alter Rampenhase, seit vielen Jahren macht er Rampen und Straßen unsicher. Der Spaß steht ihm immer im Gesicht, sobald er seine Planke betritt. Ich weiss gar nicht, wie lange er schon dem Skateboard frönt. aber es ist immer 'ne feine Sache ihm 'ne Session zu fahren oder ihm zu zuschauen.
Durch seine langjährige Rollbretterfahrung kann er stundenlang Historie erzählen und man hört gespannt zu. Feine Sache, abends bei 'nem Bier. Chris Eggers: Erster Mc Twist auf Super 8, sauberste Inverts und grinden bis das Coping endet.
Einleitung von Thomas Metz, Chris Eggers wurde im Januar 2002 via EMail von Bernhard Scheffold interviewt. Photos in Boeblingen von Bernhard Scheffold.

Fahrer: Christian Eggers, Spot: Skatehalle Böblingen, Trick: Invert
Ist es eigentlich noch statthaft, so ein Skatefossil zu fragen, wie alt es ist und wie lange es schon fährt? Falls ja: Wie lauten die Antworten?
Klar ist es das, werde ich dauernd gefragt, ich bin 36 (Baujahr 1965) und ich skate seit Ostern 1976 mit eigentlich so gut wie keinen Unterbrechungen.
Wie hat es angefangen? Kannst du dich noch an deine ersten Decks und Skateversuche erinnern? Hattest du damals irgendwelche Vorbilder?
Angefangen hat es damit, dass bei uns um die Ecke eine Kaserne der US-Army war. Die GIs von dort sind eines Tages bei uns die Straße runtergeheizt. Mir sind damals fast die Augäpfel geplatzt, ich kann mich noch gut erinnern, als meine Mutter sagte: "pass mal auf die Amis fahren da mit so rollenden Brettern die Straße runter, die spinnen doch", dann hab ich mich unten hingestellt und gewartet. Das Geräusch werde ich nie vergessen ... schschschtschschscht ... ich wollte sofort so ein Ding haben. Ostern 76 hab ich dann eins bekommen, war aber etwas enttäuscht. Plastikboard, Achsen die sich nur bis zur Hälfte drehen liessen, kein Kicktail, kein Griptape, Rollen mit fast null Haftung.. Aber ich hatte sofort Spaß. Ich kann mich noch an die Stelle erinnern, an der ich das erste Mal draufgestanden bin, die Straße ist grade jetzt vor kurzem  frisch asphaltiert worden, ich bin an meinem 25ten Jubiläum extra hin und bin die Straße runtergeskatet. Schönes Gefühl. Das Board ist dann irgendwann mal in der Sonne gestanden und geschmolzen. Kein Flax. Meine Vorbilder waren Eddy Due, das war der von dem ich es gelernt hatte. Schwarzer Surfdude aus Hawaii, sehr stylish (Eddy if you read this, I owe you bigtime!), das Banzai Team und die Amis aus den Mags: Ty Page, (Erfinder des Kickflip, noch ohne Ollie), Russ Howell, Henry Hester usw.
Ist Slalom eine deiner Leidenschaften? Erzähl mal ein bisschen über dein Verhältnis zu Slalom.
Slalom, ja, sagen wir mal so, als ich anfing zu skaten gab es nichts außer Kurven fahren, also kam das für mich recht natürlich. Die einzigen Contests die es damals gab waren Slalom, also bin ich halt Slalomcontests gefahren. Ich war dann 1981 bayerischer Meister im Slalom und Freestyle. Als jedoch das Rampefahren aufkam, hab ich damit ziemlich aufgehört. Ich bin nur noch so ein zwei mal im Jahr auf ein Slalomboard gestanden. Im Moment bin ich gerade dabei ein Board zusammenzubauen, ich will wieder ein bissl mehr machen in dieser Richtung. Ich habe ein Fibreflex und Bernt Jahnel hat mir einen Satz weiche Rollen gegeben. Mal sehen wie es noch läuft. Ich bin auch am überlegen einmal hier in der Gegend einen Slalomcontest zu organisieren. Es scheinen sich wieder viele Leute dafür zu interessieren. Ich habe sogar Gerüchte gehört, dass in Dortmund beim World Cup ein Salom stattfinden soll.
Was sind deine anderen Lieblingsdisziplinen?
Sonst eigentlich nur Minirampe und Vert, Vert hauptsächlich. Vert fahren ist das beste, und es geht nicht so auf die Knochen wie Street. Ich fahre auch ein bissl Street, aber etwas anders wie die Kids. Ich muss arg auf meine Knochen aufpassen, denn ich will noch viele Jahre skaten. Fahrer: Christian Eggers, Spot: Skatehalle Böblingen, Trick: FS Grind
Beim Stichwort "Vert" muss ich natürlich sofort an eine legendäre Rampe denken, die "Green Ramp" in Karlsruhe. Erzähl doch etwas über deine Beziehung zur Green Ramp und den ebenfalls legendären Green Ramp Jams.
Tja die GreenRamp, endloses Thema, da könnte ich stundenlang von erzählen. Auslöser für deren Bau war das langsame Verrotten unserer Schrebergartenhalfpipe in Ettlingen! Die wurde 1981 von uns vom Taschengeld bezahlt und gebaut und 2 mal renoviert, hatte aber Ende 1986 ausgedient. Wir haben uns aber geschworen sie erst abzureissen wenn es eine neue gibt. Das hat auch geklappt! Zu der Zeit hatte ich echt ein skatemäßiges Tief. Sagen wir mal so, ich habe nie aufgehört zu skaten, aber ich hatte einfach nicht mehr die Motivation. Ich hatte mir 1984 den Fuß nach dem Summer-Camp gebrochen, dadurch ein Jahr ohne Board zugebracht, habe Abi gemacht, war bei der Bundeswehr und hatte ein Mädchen kennengelernt. Das alles hat mich stark abgelenkt und ich hatte damals noch nicht begriffen was das Skateboarding für mich bedeutet. Marc Menke hat sich dann  unglaublich in die Sache für eine neue Halfpipe reingehängt. Ich bin ihm echt dankbar dafür, weil ich nicht weiss, ob ich sonst heute noch skaten würde. Die GreenRamp hat dann meinem Vertskaten echt einen zweiten Frühling verliehen. Wir hatten am Anfang jeden Tag offen. Jeden Tag waren bis zu 20 Leute am Skaten. War toll. Tolle Sessions. Leider kamen auch wieder schlimmere Zeiten. Wie man ja weiss, hatte Skateboarding in den frühen 90ern ein schweres Tief. Die, die noch fuhren, fuhren Street. Der Inline-Boom hat uns dann gerettet, nachdem wir noch 5 Mitglieder im Verein waren von denen nur 2 1/2 aktiv waren und uns der PostSV schon rausschmeissen wollte. Ich glaube, inzwischen ist sie die älteste noch stehende Vertramp Deutschlands. Ok ist ein bissl klein für die heutigen Standards, aber es ist meine Homeramp und wir skaten im Sommer 2-3 mal in der Woche. Die Rampe ist Dienstags, Donnerstags, Samstags und Sonntags geöffnet. Dass wir einen Contest machen, war eigentlich selbstverständlich. Dass es dann 10 wurden haben wir damals auch nicht vermutet. Oh mann, es sind so viele tolle und auch üble Sachen passiert. Dass wir nach dem 10. aufgehört haben lag nicht etwa daran dass die Rampe abgerissen werden sollte wie die Gerüchte wenig später sagten, neinnein, wir waren es vielmehr leid, immer Ärger im Verein zu bekommen, weil immer irgendwas kaputt war nach dem Contest. Logisch, dass das dann die Skater in die Schuhe geschoben bekommen haben. Ich denke allerdings oft nicht zu unrecht. Ich denke nur noch an die angebliche Schießerei mit Polizeibeteiligung, die sich nacher als Sylvesterböller im Eisenfaß herausgestellt hat. Wir waren es leid, vor allem Marc. Und weiterhin ist die Rampe wie gesagt nicht mehr die frischeste. Sie lässt sich echt noch hervorragend skaten für eine Rampe, die 10 Jahre im deutschen Winter steht, aber Contestrampen sehen heutzutage anders aus! Aber: Es wird wieder einen GreenRampJam geben!
Die Green Ramp Jams hatten immer auch die Disziplin Rollerskate. Wie kam das zustande?
Es gabe auch ein paar Mal BMX und Mädelsgruppen! Unsere Überlegung war einfach, dass wir alle den gleichen Grund haben, warum wir uns 3 Meter tief in eine Rundung stürzen. Weils Spaß macht. Und daher war klar: Rollerskater und BMX auch. Später halt Inline, was ich immer etwas bedauert habe. Aber egal, waren tolle Contests. Du weisst es, warst fast immer da. Die, die da waren, wissen von was ich rede. Fahrer: Christian Eggers, Spot: Skatehalle Böblingen, Trick: Miller-Flip
Stimmt. Die Contests auf der Green Ramp hatten immer eine besondere Atmosphäre. Ist für dich ein Contest mehr ein Wettkampf oder mehr ein Happening? Was denkst du, wie die Rahmenbedingungen sein müssen, damit ein Contest etwas für die Skateszene bringt?
Es ist beides. Von Wettkampf kann man beim Skateboarding eh nicht im herkömmlichen Sinn sprechen, dazu ist das viel zu weit von "normalen" Sportarten entfernt. Es gibt keine messbaren Vorschriften oder Figuren wie beim Eiskunstlauf oder Tanzen oder so. Es ist daher unglaublich schwer zu judgen. Einfach ist das bei Slalom oder Weitsprung wie es ihn früher gab. Ich kann mich immer noch dran erinnern als die Herrn vom vom DRB (Dt. Rollsportbund) immer leuchtende Augen bekommen haben als sie endlich Weiten und Zeiten messen durften und sich einen abgebrochen haben Freestyle-judge-Richtlinien aufzustellen. Das hatten sie dann mal geschafft, walk the dog gibt 8 Punkte, Kickflip 5, 180 Kickflip 8, und dann kommt ein YoYo Schulz daher und macht Flatland Inverts, da war dann wieder alles kaputt. Daher kann es beim Skateboarding nie einen Wettkampf im herkömmlichen Sinn geben. Außer vielleicht Downhill oder Slalom. Weiterhin kann man die wenigsten Skater als Sportler im herkömmlichen Sinn bezeichnen. Die meisten, sogar die Pros, fahren aus Spaß und sehen in erster Linie eine gute Session mit Freunden als wichtig an. Dazu kommt, dass die meisten Skater gute Freunde sind und Contests als Wiedersehen gefeiert werden. Schon von daher ist es mehr ein Happening. Die besondere Atmosphäre bei den GreenRampJams kam glaube ich von der herrlichen Location und daher, dass es nur Vertskater waren. Die sind eh nochmal ein Volk für sich. Ich denke, ein Contest bringt eigentlich immer etwas für die Szene. Alleine schon daher, weil er Skateboarding präsentiert and die Leute zusammenbringt. Natürlich muss die Organisation stimmen, und die Rampen müssen gut sein. Es muss auf die Bedürfnisse der Skater eingegangen werden. Wenn das nicht getan wird, sondern irgendwelche Offiziellen sich einen Dreck drum scheren wie ein Skatecontest abzulaufen hat, dann ist ein Contest schlecht für die Szene, weil er nur Frust hervorruft.
Du hast ja schon einige Höhen und Tiefen von Skateboarding erlebt. Was hat dich motiviert, dabeizubleiben? Welche Auswirkungen hat es deiner Meinung nach auf die Szene, wenn sie mal boomt und zwischendurch mal fast im Underground verschwindet?
Stimmt. Dabeizubleiben? Der Spaß natürlich. Und dass Skateboarding immer spannend bleibt, weil es sich immer weiter entwickelt. Und meine Freunde. Und ... ich weiss nicht, es ist in meiner Seele. Wie Atmen, lebenswichtig. Ich kann nicht ohne. Die Undergroundphasen waren gut, um einigen Leuten wieder vor Augen zu führen, was Skateboarding wirklich ist. Es wird diese aber so wie sie waren nicht mehr geben, da bin ich mir sicher. Ich glaube es hat einfach einen zweiten Anlauf gebraucht. So sieht es im Moment auch aus. Es ist so groß wie nie! Es wird sicherlich mal wieder etwas weniger werden, aber die traurigen Zeiten sind vorbei, dessen bin ich mir sicher. Mittlerweile haben die richtigen Leute die Zügel in der Hand, damit meine ich die Organisationen wie zum Beispiel World Cup Skateboarding und so weiter, die ein echtes Interesse am Fortbestand haben. Viele Skateboardcompanies sind in der Hand ehemaliger Proskater, die wissen was sie tun müssen. Fahrer: Chris Eggers, Trick: Frontside-Grind
Lass mich nochmal auf das Judging zurückkommen. Kannst du etwas dazu sagen, wie sich die Art zu judgen entwickelt hat? Seit wann werden üblicherweise fünf Judges eingesetzt? Inwiefern kommt man zu einer Bewertung, die von den Contest-Teilnehmern akzeptiert wird?
Also entwickelt hat sie sich mal gar nicht, so wie ich es zuletzt beim COS Finale in Hamburg erleben musste (Vert), ich finde sogar es ist schlechter geworden. Dazu später mehr. Fünf Judges nehmen wir schon immer, dann kann man das beste und das schlechteste Ergebnis jeweils streichen und hat immer noch drei Noten, aus denen man dann ein Mittel errechnen kann. Das ist recht genau und fair. Wichtig ist, dass man Judges hat, die eine Ahnung vom Skaten haben und das Judging ernst nehmen. Es ist kein leichter Job. Die Kriterien sollten klar sein. Wir reden immer von einem Gesamteindruck des Runs. Das ist natürlich völlig relativ, dem einen gefällt ein hoher, sauberer Backside Air besser, als ein weniger hoher mit Hang up gestandener, sowohl der hohe als auch der sketchy gestandene sind radikale Tricks und es ist schwer zu sagen welcher höher gezählt werden sollte, aber mit der Streichregelung kommt man ganz gut hin, denke ich. Das Problem ist einfach, dass man es nie allen Recht machen kann, aber man sollte die Ergebnisse halt nie so todernst nehmen, sondern immer den Spaß im Vordergrund sehen.
Wie siehst du die momentane Entwicklung? Es ist ja hauptsächlich Street. Wo bleibt Vert, was passiert in der Vert-Szene?
Ich komme jetzt auf Hamburg zurück, das ist ein gutes Beispiel. Der Vertcontest dort fing 1 1/2 Stunden später an als geplant, und die Fahrer/-innen auf der Rampe hatten sich auf einen pünktlichen Beginn eingestellt und auch rechtzeitig eingefahren. Niemand kam auf die Idee, vielleicht mal ein Wort zu sagen, dass der Vertcontest nach hinten verschoben wurde, daher waren einige Fahrer/-innen schon ausgepowert, als es endlich losging. Dann saßen 5 Streetskater als Judges da. Ich will nicht behaupten dass die gar keine Ahnung hatten, aber ich weiss nicht ob sie Jürgen Horrwarths Switch-Tricks als solche erkannt haben. Bei ihm war das relativ egal, weil er eh gewonnen hat, aber das war mit Sicherheit bei vielen anderen Tricks ebenso der Fall. Dann wurde nie gesagt, wieviele Runs gefahren werden, und ob der beste zählt oder alle. 3 wurden dann ausgemacht nachdem Jörn Schreiber dem Ganzen erst mal Einhalt gebot und nachgefragt hat. Nach 2 Runs meinte der MC dann oh kommt wir machen nur 2 Runs dann sind wir schneller fertig". Ich meine, wo gibt es denn so was? Das ist jetzt mal ein Beispiel, welchen Stellenwert Vert im Moment hat. Man sieht das ja auch in den Mags und überall, aber ich denke, das wird sich wieder ändern. Im Moment werden in USA so viele Parks mit Transitions gebaut, da wird eine ganze Generation neuer Vert-Skater auftauchen. Das dauert nur eine Weile. Und wenn ich an unsere letzten Sessions in Böblingen denke, da gibt es ein paar Leute, die könnten in ein paar Jahren mal richtig für Aufregung in der deutschen Vert-Szene sorgen. Allgemein muss man sich nur mal die X-Games Finals vom letzten Jahr ansehen. Als ich Bob Burnquists Run gesehen hatte, hatte ich Gänsehaut. Die Jungs machen Tricks, an die hat vor 5 Jahren noch keiner gedacht, oder sie nur für machbar gehalten. Fahrer: Chris Eggers, Trick: Backside-Air
Vert ist ja nicht so sehr an der Öffentlichkeit wie Street. Wünschst du dir mehr Öffentlichkeit? Stört es dich, dass das Bild in der Öffentlichkeit mehr von Streetskatern geprägt wird?
Stören kann man nicht sagen unbedingt, ich finde es schade. Auf Contests ist Vert echt was fürs Publikum. Wenn ich mir ein Skatemag anschau und nur Handrailphotos sehe, kriege ich die Krise. In ein gutes Skatemag gehört meiner Meinung nach alles. Gute Mischung muss sein. Ein Artikel über Vert, einer über Street, einer über sonstige Alternativen wie Slalom, Freestyle, Downhill, Mädels-Skateboarding, einfach alles. Das würde ich gerne sehen! Skateboarding ist so vielseitig oder? Es ist klar, dass Streetskating immer im Vordergrund stehen wird, weil es ist einfacher zu lernen und besser erreichbar für alle. Man geht aus dem Haus und kann loslegen, ist doch toll. Ich wünsche mir aber auf jeden Fall mehr Öffentlichkeit für Vert, aber ich denke, das kommt noch. Schau dir die X-Games an: Zehntausende von Zuschauern voll begeistert! Ich glaube, im Moment ist man auf dem richtigen Weg. In USA entwickelt sich im Moment eine Slalomszene, wie es sie noch nie gegeben hat, und Freestyle ist auch wieder am wachsen. Das ist gut so, wir müssen bloß aufpassen, dass es keine Schubladisierung gibt. Weisst du, ich meine Streetskater gegen Vertskater, Vertskater gegen Freestyler und so weiter. Freestyler sind schwul und Streetskater sind Assos. Das darf nicht passieren.
Es gibt sehr wenig Vert-Nachwuchs geschweige denn Vert-Fahrerinnen. Was kann man für den Halfpipe-Nachwuchs tun?
Man kann das nicht erzwingen, aber was auf jeden Fall hilft, ist einfach Skateparks zu bauen, in denen es alles gibt. Eine Miniramp, Streetsachen, ein Bowl und eine Vertramp. Ich sehe das in Böblingen, am Anfang waren wir da die einzigen die Vert fuhren, inzwischen haben sich einige Leute Pads gekauft und mischen in den Sessions ordentlich mit! Freut mich. Wir versuchen auch immer die Leute einzugliedern und Ihnen die Angst zu nehmen. Aber es ist manchmal schwierig. Viele haben Angst vor der Höhe. Es ist halt einfacher in einer Miniramp die Angst vor einem Drop-In zu überwinden, als in einer Vertramp, obwohl das eigentlich nichts anderes ist. Aber es gibt Nachwuchs, glaube mir. Es dauert nur ein paar Jahre, bis man beim Halfpipefahren gut genug wird. Und ein paar Mädels sind auch gut am Rippen. Ich hoffe, das entwickelt sich auch noch weiter. Es gibt da ein paar Mädels deren Skaten sehr vielversprechend aussieht. Mehr Mädelsskater wären super, dann wird das vielleicht mal was mit unserer Mädelsgruppe beim Minirampcontest in Ettlingen! Fahrer: Chris Eggers, Trick: Frontside-Air.
Zum Thema Skateeinrichtungen (Rampen, Parks): Glaubst du, es gibt schon genug davon in angemessener Qualität? Wer sollte das deiner Meinung nach aufstellen (Privatleute, Vereine, öffentliche Hand)?
Es gibt nie genug Skateparks! Über die Jahre hat sich meiner Meinung nach herausgestellt, dass ein kommerzieller Skatepark nicht überleben kann. Die Zukunft sind meiner Meinung nach städtische Skateparks oder Parks die von Firmen finanziell unterstützt werden, oder von Vereinen getragen werden. Gute Beispiele dafür sind die Skateparks in Hamburg (I-Punkt), Böblingen (GreenRoom) oder die Vans Parks in USA. Wir haben mal versucht, eine Halle aufzutreiben, um eine Rampe reinzustellen. Die Mietpreise waren unglaublich hoch! Problem bei den städtischen Sachen ist halt, dass die Planer dort keine Ahnung von Skateanlagen haben. Oft sind die Parks so gebaut, dass man meint, wenn es ein Fußballplatz gewesen wäre, wäre er dreieckig geworden ... Man muss versuchen, die Planer davon abzuhalten, Firmen zu beauftragen, die keinerlei Ahnung von den Bedürfnissen der Skater haben. Das ist natürlich schwer. Die Interessenlage ist zu verschieden. Für die Leute von der Stadt liegt das Hauptaugenmerk auf preisgünstig, sicher, muss sich in die Landschaft einpassen. Da wird dann schon mal ein Baum gepflanzt, wo man eigentlich einen Anlaufraum bräuchte, um ein Obstacle richtig anfahren zu können.
Letztlich sind wir jetzt beim Thema Geld: Skateanlagen kosten Geld. Ich habe den Eindruck, dass sich nur ganz wenige Hallen finanziell selbst tragen. Kann das Skaten (also mal nicht nur die Boarder, sondern alle zusammen, die solche Einrichtungen benutzen) seine Einrichtungen überhaupt selbst finanzieren?
Definitiv wohl nein. Eventuell geht das in großen Städten, aber da ist die Hallenmiete wieder so teuer, dass sich ein Skatepark nicht alleine von den Eintrittsgeldern tragen kann. Siehe Frankfurt. Und 6 Euro sind schon die Obergrenze für den Eintritt, mehr wird nicht bezahlt. Spot: Die alte Ettlingen-Rampe.
Können sich die verschiedenen Gruppierungen (Boarder, Inliner, BMXer, ...) so weit vertragen, dass sie gemeinsam an einem Strang ziehen, oder sind sie so verfeindet, dass jeder sein eigenes Süppchen kocht?
Das wäre schön, ja. Aber dazu fehlt vielen, vielen Leuten einfach die Toleranz. Ich muss mir da ein bisschen selber an die Nase greifen, weil ich habe oft Probleme mit Inlineskatern und Snakeboardern in Halfpipes, aber ich muss sagen, dass ich mit beiden schon super Sessions gehabt habe, und ich versuche immer Toleranz zu zeigen. Ich kann es bloß nicht leiden, wenn ein Inlineskater von Grinds spricht. Grinden kann man nur mit Achsen, nicht mit Schuhen. Zusammenhalten sollten trotzdem alle, weil im Grunde haben wir alle dieselben Interessen. Verfeindet kann man eigentlich nicht sagen, ich finde sogar, dass es in letzter Zeit besser geworden ist ... Davon abgesehen, irgendwie habe ich auch den Eindruck, dass es kaum noch Inliner in Skateparks gibt. Kann das sein, dass es am Aussterben ist? Vielleicht kommen Rollerskates wieder? Das wäre schön.
Welche Bedeutung hat das Thema Sponsoring/Preisgelder für das Skateboarding?
Sehr große auf jeden Fall! Heutzutage braucht ein Sport Geld und Medienpräsenz, sonst passiert gar nichts. Zwar ist die Skateboardindustrie inzwischen so groß, dass sie einige Top-Skater ernähren kann, aber die richtigen Gehälter bekommen die Pros nur, wenn sie sich auch von anderen nicht-skate-bezogenen Firmen sponsern lassen. Ich finde das auf jeden Fall eine positive Sache, weil die Skater die hart arbeiten, endlich das bekommen, was sie verdienen. Nur eins: Kleine Contests müssen auch ohne Preisgelder auskommen, und es gibt viele Skater die nicht auf Contests gehen, wenn keine großen Preise winken. Das darf nicht sein. Man darf da die Perspektive nicht verlieren.
Hast du noch ein paar salbungsvolle Worte zu Abschluß des Interviews?
Da trifft sichs grade gut, dass  wir gestern abend eine traumhafte Session in Böblingen hatten. Es waren 10 (!) Vertskater im Alter von 20-37 da! Fast 300 Jahre zusammen. Es war echt die beste Session seit langen, nicht bloß, weil mein Fuß endlich mal nicht mehr weh getan hat. Was ich damit sagen will, ist einfach, dass Skateboarding im Moment zeitlos zu werden scheint. Es gibt so viele ältere Skater, die wieder aus dem Nichts auftauchen und Spaß haben und so viele junge Skater, die unglaublich schnell neue Sachen lernen. Ich bin so begeistert wie noch nie, und ich glaube wirklich, dass Skateboarding nun für die Ewigkeit ist. Es hat mein Leben in vielen Bereichen beinflusst, und ich muss sagen, dass mir nichts beseres hätte passieren können. Es nimmt für mich immer mal wieder neue Formen an, macht mir aber unverändert viel Spaß, und ich hoffe dass es anderen genauso geht. Im Moment sind Entwicklungen im Gange, die ich sehr begrüße, wie das Wiederkommen von Slalom und Freestyle und das gegenseitige Anerkennen der einzelnen Disziplinen. Ich hoffe dass dieser Trend anhält. Wie auch immer, wer mich wegen einer Session anruft, kann im Normalfall mit mir rechnen. Immer.

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