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Vintage Skaterock

Dr. Skaterock alias Flow hat eine bahnbrechende „Doktorarbeit” über das Thema Skaterock in den 60ern und 70ern vorgelegt. Mit einem Exemplar in der Hand haben wir dem Autor ein paar Fragen gestellt.

Interview mit Dr. Skaterock

Dr. Skaterock, du bist bei Sk8Mag.de ja schon als Spotcheckautor aufgetreten, aber jetzt hast du ein Buch geschrieben. Daher wollen wir erst mal ein klein wenig über dich wissen. Seit wann skatest du, was ist dein bevorzugtes Terrain?

Hallo Bernhard! Mein erstes Board, ein rotes Plastikboard mit so schönen roten durchsichtigen Rollen habe ich 1985 vom Osterhasen geschenkt bekommen. Der hat das seinerzeit im örtlichen Vedes-Spielwarenladen besorgt. Damals hatte ich überhaupt keine Ahnung, was so alles dahinter steckte und was alles mit diesen Boards (also vielleicht nicht ausgerechnet mit DIESEM) so möglich war. So ab 1990 wurde es dann etwas professioneller, man sah öfter mal auch bessere Leute wenn man irgendwo unterwegs war und in meiner Klasse hatten auch plötzlich zwei Typen richtig gute Boards. Irgendwer schleppte dann kopierte Auszüge aus dem Streetstyle Buch von Günther Mokulys an und ab da war v.a. der „Ollie” das ganz große Ziel. Dann kam noch ein Außenbänderriß dazwischen, allerdings vom Basketball, um dann direkt nach diesem kleinen Aussetzer Mitte 1991 mein erstes Pro-Board zu kaufen. Ein Omar Hassan von Blockhead, das nach drei Monaten bei einem Sweeper von der Parkbank plötzlich aus zwei Teilen bestand. Leider gehören Skateboards nicht zur Gattung der Regenwürmer und es bildeten sich keine zwei neuen Boards daraus. Blöd, weil kohletechnisch war ich zur Schulzeit immer ziemlich schlecht ausgestattet.

Flow Anfang Juni 2012 im Black Cross Bowl in Basel, Photo: Kriss

Mein bevorzugtes Terrain sind Pools, Bowls, Snakeruns. Am liebsten aus Beton und gerne uralt und mit entsprechender Geschichte dabei. Sehr gerne mag ich auch Spots, die eigentlich nicht zum Skaten gemacht sind, aber trotzdem Transitions haben und noch besser, sich sogar carven lassen. Ententeiche gehören da zum Beispiel dazu, sofern sie eben Trannies haben, was leider viel zu selten vorkommt. Von dem Thema mit dem Wasser und den Enten mal ganz zu schweigen.

Am meisten Spaß machen mir Spots, bei denen es schon eine Herausforderung ist, überhaupt Kickturns hinzubekommen oder die Hinterachse auf die Lip zu setzen. Liegt vielleicht auch daran, weil ich außer backside und frontside Slashern kaum Tricks drauf habe ;-)

Wann hat duch das Thema Skaterock zum ersten Mal systematisch gepackt? Wann ist dir die Idee gekommen, eine „Doktorarbeit” darüber zu verfassen?

Systematisch gepackt? Gute Frage. Das muss so um 1995/96 gewesen sein. Da hab ich schon bei ein paar Freunden Reviews für ein Fanzine geschrieben, aber das Heft war gar nicht meine Sache, ging sehr stark in die Oi-Skin-Ecke. Ich hab dort halt meine ganzen Hardcore-Scheiben besprochen. Und dann hatte ich Bock mal Disaster Area zu interviewen. Irgendwie kamen dann Eins und Eins zusammen und ich hab mich damit „selbstständig” gemacht und mein eigenes Fanzine zusammen gebastelt, das „Skaterock”. Vom Skaterock gab es Ende der 90er drei Ausgaben.

Richtig angefixt wurde ich von Skatemusik allerdings schon früher, so um 1990 rum, als an meiner Schule die zigste Kopie von H-Street's Hokus Pokus Video rumgereicht wurde. Der Soundtrack ist nach wie vor einer der besten überhaupt. Also meine subjektive Meinung, aber der hat auch weltweit ein großes Suchen ausgelöst. Die meisten Bands von diesem Soundtrack habe ich erst in den letzten 5-6 Jahren gefunden.

Nach dem Skaterock Fanzine gab es noch einen Gastauftritt bei Mor's Bullet Fanzine, dessen letzte Ausgabe fast schon so etwas wie der Grundstein des Boardstein Magazins war. Der Arne hatte ja im Bullet auch Artikel drin, wir kannten uns schon im Vorfeld, den Mhueller kannte ich auch schon. So lief damals alles recht schnell zusammen. Beim Boardstein habe ich mir dann auch den Doktortitel klammheimlich ergaunert.

Wann mir die Idee mit dem Buch kam, kann ich Dir nicht mehr genau sagen. Die erste leise Idee hatte ich vor ca. 10 Jahren, aber das kann ich irgendwie nicht mehr richtig rekonstruieren. Zuerst bezog sich die Idee auch ganz allgemein auf Skaterock. Erst im Laufe der Zeit kristallisierte sich heraus, dass ich die Jahrzehnte trennen muss. Die 60er alleine geben nicht genug Material für ein Buch her und die 70er darf man nicht mit den 80ern mischen. Das wäre ein halbes Sakrileg. Naja, und nachdem ich mir nie sicher war, ob ich jetzt genug Material zusammen hätte oder nicht, hab ich mir Mitte 2010 einen kräftigen Ruck gegeben und mich einfach an den PC gesetzt und losgeschrieben.

Woher hast du das ganze Material für diese umfangreiche Abhandlung?

Das ist alles im Laufe der letzten eineinhalb Jahrzehnte hier so zusammen gekommen. Die ersten 70s Sachen habe ich von Freunden von deren Streifzügen mitgebracht bekommen (Hallo Klaus) oder Freunden mit meiner gewieften Zermürbungstaktik abgeluchst (Hallo Dan). Ende der 90er wurde es dann mit dem Internet ohnehin sehr viel einfacher, Sachen zu finden. Der schwierigste Part war immer der, dass man überhaupt von der Existenz einer Platte erfuhr. Das Auffinden war dann in den meisten Fällen (gibt aber auch viele Ausnahmen) eher leicht. Ich halte auch regelmäßig auf Ebay und diversen anderen Internetseiten konkret Ausschau. Und dabei sind immer wieder Sachen aufgetaucht, die ich vorher nie gesehen habe, wie z.B. dieses Skandinavische Dansband-Phänomen.

Vieles von dem 70s Skaterock dürfte allerdings nur in kleinen Auflagen und oftmals nur zu Promo-/Demo-Zwecken gepresst worden sein. Gerade in den 70ern haben schon sehr viele versucht, sich ein Stück von dem großen Skateboard-Kuchen abzuschneiden und es auch genauso schnell wieder gelassen, wenn es erste Anzeichen des Scheiterns gab oder die Plattenfirma keinen Bock auf den Mist hatte.

Zudem habe ich auch immer versucht, die Leute hinter der Musik direkt zu kontaktieren. Hier bin ich v.a. stolz darauf, dass Dean Torrence (von Jan & Dean) und Dennis Dragon (Surf Punks u.v.a.) sehr viel zum Buch beigetragen haben und auch Schätzchen aus ihrer Privatsammlung beigesteuert haben.

Beim Durchsehen des Buches kommen nostalgische Gefühle hoch. Bist du ein Skatenostalgiker?

Klares „Ja”! Mich hat schon recht früh die Geschichte des Skatens interessiert, genauso wie alter Skatestuff allgemein. Ich war noch nie ein Fan des „immerwährenden Fortschritts” und die Designs waren früher auch irgendwie besser.

Das Monster Skateboard Mag hatte so um 1990 rum auch mal eine Rubrik namens „Damals und Heute” oder so. Die fand ich immer höchst interessant. Bis vor circa einem Jahrzehnt hat sich die Skateszene auch kaum für ihre eigene Geschichte interessiert, was ich nie verstanden habe. Mittlerweile gibt es auch fast zu jedem Unteraspekt der Skateszene ein Buch. Und jetzt endlich auch zur Musik!

Im Buch werden die 60er und 70er behandelt. Ist eine „Habilitationsschrift” über die 80er und 90er in Planung?

Also erstmal muss ich noch ein paar Euro von der Druckerei-Rechnung abstottern. Dazu müssen noch ordentlich Exemplare von „Vintage Skaterock” verkauft werden. Grundsätzlich hätte ich aber voll Bock auf ein Buch über 80s Skaterock. Die 90er reizen mich bis auf ein paar Ausnahmen, wie die Clay Wheels, die Odd Numbers oder Wipe Out Skaters aus Spanien etc. eher weniger. Das war die Zeit der Melodycore-Bands, von denen ich zwar auch die ein oder andere ganz gut hören kann, aber mein Herz schlägt da eher für McRad, The Faction, Aggression und Co.

Weitere Informationen

Das Buch ist im Eigenverlag bei Dr. Skaterock erschienen, hat einen festen Einband und ist richtig gebunden und ist für schlappe 19 € zu haben. Der Inhalt umfasst in englischer Sprache auf 192 Seiten unter anderem

Dr. Skaterock kann per E-Mail erreicht werden und hat ebenso eine Promo-Website für das Buch.